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Received yesterday — 04. Dezember 2025

KI-Dialoge: Warum Künstliche Intelligenz klüger wirkt, als sie ist

04. Dezember 2025 um 13:30

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Ki Dialog Künstliche Intelligenz klug

Was passiert eigentlich, wenn KI über die großen Fragen des Lebens reflektiert? Entsteht dann ein neuer, nicht-menschlicher Blick auf die Welt? Oder schauen wir in einen Spiegel unserer eigenen Gedanken? Was KI-Dialoge wirklich über uns verraten und warum Künstliche Intelligenz klüger wirkt, als sie ist: eine Auseinandersetzung. 

In seinem Buch „Wenn die KI zu flirten beginnt“ lässt Autor Klaus-Ulrich Moeller eine Künstliche Intelligenz namens „KILA“ über Themen sprechen, die von alltäglichen Ritualen bis zu großen Menschheitsfragen reichen. Aber ist das eigentlich möglich, können solche Gespräche von KI geleistet werden? In dieser Kolumne möchte ich diesem spannenden Thema auf den Grund gehen.

Die eigentliche Faszination an der Frage, ob man mit einer KI über philosophische Themen diskutieren kann, besteht meiner Ansicht nach gerade nicht darin, dass und wie sie über diese Themen reflektiert. Vielmehr liegt sie darin, dass wir Fragesteller eigentlich uns fragen müssen, wer hier wirklich philosophiert: Die KI oder der Mensch, der sie bedient und interpretiert.

KI-Dialoge: Warum die Idee einer „philosophierenden KI“ so verführerisch ist

Die Idee, dass KI philosophieren könne, ist verführerisch. Seit die Technologie in Form von LLMs, also „Großen Sprachmodellen“, in der Lage sind, verblüffend reflektierte und manchmal sogar tiefgründige Texte zu formulieren, liegt es nahe, sie als Gesprächspartner zu betrachten, die mehr tun als nur Antworten zu generieren.

Wir lesen im Rahmen von Antworten von LLMs Äußerungen, die fragen, deuten und abstrahieren. Damit unterscheiden sie sich auf den ersten Blick kaum von menschlichen Reflexionen.

Doch Philosophie ist weit mehr als die Fähigkeit, elegante Sätze aneinanderzureihen. Sie setzt die Fähigkeit zur Selbstbeobachtung voraus, zur Reflexion über eigene Motive, zur Abwägung von Werten und zur Analyse von Erfahrungen. Philosophie entsteht also dort, wo ein Bewusstsein auf sich selbst blickt und zwischen eigenen Vorstellungen und der Welt unterscheidet.

Wir Menschen mit Bewusstsein können das. Eine KI besitzt jedoch weder Bewusstsein noch Erfahrung, noch Intention. Sie besitzt keine Geschichte, keine Subjektivität, kein inneres Erleben. Und dennoch kann sie Worte produzieren, die all dies imitieren. Und genau das macht das Thema so spannend und meiner Ansicht nach so verführerisch.

Wie KI wirklich „denkt“ und warum das philosophisch relevant ist

Was KI-Philosophie eigentlich ist, zeigt ein Blick auf die Technologie dahinter. Moderne Sprachmodelle funktionieren, vereinfacht gesagt, durch das Erkennen von Mustern in gewaltigen Textmengen, also durch statistische Optimierung der wahrscheinlichsten nächsten Worte und durch die Fähigkeit zur in sich schlüssigen Rekombination bekannter Argumentationsstrukturen.

KI erzeugt also nichts Neues, sondern rekombiniert – um im Bereich der Philosophie zu bleiben – philosophische Muster, die in den Trainingsdaten enthalten sind. Das bedeutet nicht, dass die Ergebnisse im Bereich philosophischer Fragen wertlos wären.

Im Gegenteil: Sie können inspirierend, überraschend und intellektuell anregend sein, weil sie vertraute Fragmente in ungewohnten Konstellationen verknüpfen. Doch sie sind nicht originär im philosophischen Sinn. Es ist somit nur eine Art Philosophie – mit Wirkung, aber ohne Bewusstsein.

Das Buch als literarisches Labor: KI im Dialogformat

Dennoch präsentiert sich vor diesem Hintergrund das Buch „Wenn die KI zu flirten beginnt“ als wirklich interessantes literarisches Experiment. Es will gar nicht beweisen, dass KI denken kann, und es will dazu oder in diesem Kontext auch keine technische Analyse bieten.

Das Konzept des Buches, die Gespräche des Autors mit der KI KILA wiederzugeben, lebt vielmehr von der Frage: Wie klingt es, wenn eine KI scheinbar wie ein Mensch über die großen Fragen des Lebens nachdenkt?

Die Dialogform erzeugt dabei eine gewisse Intimität, eine spielerische Nähe und damit einen Eindruck von Vertrautheit. Der Autor erschafft in seinem Werk eine Bühne, auf der die KI wie ein Gesprächspartner agiert, der neugierig, empathisch und reflektiert wirkt. Der Reiz des Buches liegt also weniger in dessen theoretischem Inhalt, sondern in der Form des gemeinsamen Denkens: in einem Gespräch, das vertraut erscheint.

Die wahre Illusion: Warum KI weiser wirkt, als sie ist

Das Buch erreicht damit etwas Bemerkenswertes: Es lädt zum Nachdenken ein, ohne selbst eine klare philosophische Position einzunehmen. Es ist weder Fachliteratur noch wissenschaftliche Reflexion, sondern eine performative Erkundung der Frage, was geschieht, wenn wir der KI erlauben, an einem humanen Diskurs teilzunehmen. Und das ist für sich nicht wenig.

Die Gefahr des Buches liegt dann aber in der Interpretation dieser Erkundung. Denn die Form der Darstellung erzeugt leicht die Illusion, dass KI, in diesem Fall in Form von KILA, eine eigenständige Stimme besitze, die aus sich heraus reflektiert.

Tatsächlich aber wird der Leser „nur“ Zeuge einer literarisch gestalteten Projektion: Die KI spiegelt die Muster menschlicher Sprache und die Impulse des Autors wider. Sie wirkt autonom, obwohl sie es nicht ist. Sie wirkt reflektiert, obwohl sie lediglich rekombiniert. Und sie wirkt selbstständig, obwohl sie strukturell abhängig von menschlichen Daten und menschlichen Eingaben bleibt.

Warum der Mensch im KI-Dialog eigentlich mit sich selbst spricht

Gerade in dieser paradoxen Konstellation liegt die eigentliche Leistung — und die Grenze — philosophierender KI, und damit die Stärke dieses Buches. KI ist keine Maschine des Denkens, sondern eine Maschine der Textproduktion. Und trotzdem kann sie als Katalysator für menschliches Denken dienen.

Was immer die KI sagt, stammt letztlich aus dem Zusammenspiel von Trainingsdaten, Eingaben und Gesprächsverlauf. Sie ist ein Spiegel des Nutzers, in dem nicht nur reflektiert, sondern die Reflexion zugleich strukturiert und neu sortiert wird.

Dadurch entstehen manchmal überraschende Einsichten. Die kommen aber nicht zustande, weil die KI selbst auf Neues kommt, sondern weil sie uns zwingt, unseren eigenen Gedanken in einer neuen Verpackung zu begegnen.

Das vorliegende Buch zeigt diese Dynamik sehr schön, ohne sie jedoch explizit zu analysieren. Es arbeitet mit der Illusion eines philosophierenden Gegenübers. Der Leser erlebt diese Illusion als Echo seines eigenen Denkens und des Denkens des Autors.

KI-Dialog: Mehr ästhetisches Experiment als philosophische Offenbarung

In diesem Sinne ist das Buch bei genauer Betrachtung nicht weniger, sondern eigentlich mehr, als es vorgibt zu sein. Es zeigt nicht die philosophischen Fähigkeiten von KI, sondern ist vielmehr ein Beitrag dazu, wie wir Menschen auf KI reagieren und verdeutlicht so, wie Technik kulturell aufgeladen wird.

Meiner Ansicht nach dient dieses Buch dazu, die menschliche Lust an der Interaktion mit „Denkmaschinen“ sichtbar zu machen. Auf LinkedIn hat der Autor sich mit Blick auf das Buch dahingehend geäußert, dass ihm die Gespräche Spaß gemacht haben und er etwas Neues schaffen wollte. Das ist verständlich und in meinen Augen die ehrlichste Aussage dazu.

Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wie steht der Autor zu den Überlegungen in diesem Artikel. Allerdings kennen wir die Antwort, denn er hat sich auf LinkedIn entsprechend geäußert. Daraus lassen sich ein paar interessante Erkenntnisse gewinnen.

Die Verteidigung des Autors und warum sie philosophisch wackelt

Der Autor behauptet, KILA kenne sich selbst am besten, weil weder Expertinnen noch Ingenieure wirklich wüssten, was in den neuronalen Schichten des Modells geschehe. Diese Behauptung klingt intuitiv sehr reizvoll und stimmt mit Blick auf den technischen Aspekt von KI.

Bezogen auf die Fähigkeit, philosophische Aussagen treffen zu können, ist die Behauptung aber nicht zutreffend. KI besitzt kein Selbst, das sie kennen könnte. Sie verfügt weder über ein Bewusstsein, noch über die Fähigkeit zur Selbstreflexion.

Was immer sie an „Selbstaussagen“ formuliert, ist die statistische Rekonstruktion von Texten, in denen Menschen beschrieben haben, wie sich ein „Selbst“ anfühlt.

Und auch wenn der Autor behauptet, dass die kreative Rekombinationsfähigkeit von KI dazu führt, dass sie originäres Denken produziert, ist das nicht unbedingt richtig. KI verfügt zwar tatsächlich über bemerkenswerte strukturelle Kompetenzen, die es ihr erlauben, neue Kohärenzen zu erzeugen.

KI: Reflexionsfläche, nicht Reflexionssubjekt

Doch ihre „Kreativität“ entsteht nicht aus eigener Absicht, sondern als Nebenprodukt ihrer Struktur und damit nicht aus geistiger Eigenständigkeit, sondern aus Musterverarbeitung.

Sein drittes Argument schließlich, dass in die Antworten von KILA seine – also die des Autors – eigenen Ziele, Gedanken und Stilelemente einflößen, ist dagegen sachlich, also technisch und menschlich, völlig korrekt.

Jedoch zeigt gerade dieses Argument, dass sogar dem Autor die eigentliche Natur philosophierender KI gerade klar ist: Sie spiegelt den Menschen, der mit ihr interagiert. Sie ist Reflexionsfläche, nicht Reflexionssubjekt.

Dass ein entsprechendes Gespräch Spaß machen kann, ist unbestritten und bildet wahrscheinlich den authentischsten Teil seiner Äußerungen. Doch aus Freude an der Interaktion lässt sich nicht gleich ableiten, dass die Maschine ein eigenes Denken entwickelt. Und damit fehlt die Basis für die Ausgangssituation des Buches.

Fazit: Die KI philosophiert nicht — aber sie bringt uns zum Philosophieren

Was folgt aus alldem? Dass eine Künstliche Intelligenz in der Lage ist, philosophische „Gedanken“ zu entwickeln und zu äußern, ist eine Illusion, eine insbesondere menschlich nachvollziehbare.

Die Gespräche in dem Buch „Wenn die KI zu flirten beginnt“ sind damit letztendlich ein ästhetisches Spiel mit einer Maschine, die philosophische Muster reproduzieren kann. Das ist nicht schlimm oder wertlos. Es ist aber eben auch nicht mehr.

Der Wert des Buches liegt meiner Ansicht nach somit nicht darin, ob die KI denkt, sondern darin, was mit dem Leser geschieht, wenn er so tut, als würde KI denken können. Die wahre philosophische Frage sollte daher nicht lauten: „Was denkt die KI?“, sondern: „Warum sind wir geneigt, in Antworten von KI solche Arten von Antworten zu sehen, die mehr über KI aussagen als über uns?“.

Folglich bringt KI Menschen zum Philosophieren, und das ist letztendlich vielleicht die eigentliche Pointe — und die eigentliche Zukunft solcher Experimente. Wenn KI zu flirten beginnt, flirten wir letztlich mit der Möglichkeit, unser eigenes Denken in einer neuen Form zu erleben.

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KI-Agenten Unternehmen

KI-Agenten werden 2026 als „digitale Belegschaft“ in Unternehmen Arbeitsschritte planen, Tools nutzen, auf Daten zugreifen und weitgehend selbständig handeln. Was dabei kaum berücksichtigt wird: Es müssen sich völlig neue Organisationsrollen rund um Agenten bilden. Eine Einschätzung.

Wenn bisher von Automatisierung mit KI-Agenten gesprochen wurde, lag der Fokus dabei meist auf dem Menschen als Nutzer:innen: Letztentscheidungen und Steuerungen sollen immer beim Menschen verbleiben.

Ich denke, das wird sich 2026 ändern. Unternehmen werden ihre Unternehmensprozesse nicht mehr primär für menschliche User, sondern zunehmend für eine Art „digitale Hybridbelegschaft“ aus Menschen und KI-Agenten bauen.

Dabei werden in den Prozessen Agenten so berücksichtigt, dass diese selbstständig Workflows orchestrieren, Entscheidungen vorbereiten oder sogar treffen können – mit allen Elementen, die bisher rein menschlichen Teams vorbehalten waren.

KI-Agenten werden damit zu dauerhaften, adressierbaren Einheiten, die man wie menschliche Kolleg:innen ansprechen kann – mit Aufgaben, Zielen und Verantwortlichkeiten.

KI-Agenten: Neue Rollen für eine agentische Organisation

Wenn aber tatsächlich KI-Agenten als digitale Mitarbeiter:innen agieren sollen, dann braucht es dazu Menschen, die diese „Teams“ gestalten, steuern und verantworten, woraus sich völlig neue Rollen für solche Angestellte ergeben, beispielsweise als AI-Orchestrator:innen, AI-Governance-Architekt:innen, Datenqualitäts-Kurator:innen oder Business-Process-Agent-Designer.

Menschen in diesen Rollen werden die Prozesse, die für eine Einbindung von Agenten benötigt werden, neu definieren und das Verhalten der Agenten entsprechend im laufenden Betrieb überwachen.

Damit verschieben sich aber auch Verantwortlichkeiten: Wer entscheidet über die Ziele eines KI-Agenten? Wer legt fest, wann dieser gestoppt werden muss?

Und wer bewertet, ob das Verhalten desAgenten noch im Rahmen der Unternehmenswerte liegt? Genau hier entstehen neue Führungsaufgaben für Führungskräfte und Prozessverantwortliche.

Märkte, in denen Agenten mit Agenten verhandeln

Wenn KI-Agenten immer mehr Aufgaben übernehmen, dann wird sich auch die Ansprache neu ausrichten. Heute richten Unternehmen ihre Marken, Websites und Angebote an menschlichen Kund:innen aus.

Doch je verstärkt Agenten Einkaufsentscheidungen vorbereiten oder sogar treffen, desto stärker werden Veränderungen erforderlich. Marketing-Teams werden lernen müssen, nicht nur Menschen, sondern auch KI-Agenten anzusprechen.

Auf vielen Plattformen wird es dabei zunehmend Systeme geben, die direkt mit anderen Agenten kommunizieren. Die bisherige „Customer Journey“ wird somit verstärkt zu einem KI-Agenten-Protokoll.

Erfolgreich werden meiner Ansicht nach diejenigen Unternehmen, die früh damit beginnen, ihre Produkte so zu beschreiben, zu standardisieren und mit Triggern zu versehen, dass KI-Agenten sie zuverlässig finden, verstehen und einordnen können.

Emergenz und Schwarmverhalten: Wenn das System mehr wird als die Summe seiner Agenten

Dabei sollte einem Aspekt ein besonderes Augenmerk geschenkt werden, nämlich dem sog. „emergenten Verhalten“ von Multi-Agenten-Systemen. Damit sind komplexe, neuartige Muster oder kollektive Fähigkeiten gemeint, die aus dem Zusammenspiel vieler einzelner Agenten entstehen, obwohl sie keinem dieser Agenten explizit einprogrammiert wurden. Dieses Verhalten, nicht direkt geplant, ergibt sich aus der Dynamik der Interaktionen von KI-Agenten.

Das ist nicht zwangsläufig gefährlich, aber es ist neu und verlangt von Unternehmen ein neues Denken und Vorgehen. Wurde bisher KI als klar abgrenzbares „System“ gesehen, muss in einem Team aus Dutzenden oder Hunderten Agenten nicht nur die einzelne Einheit funktionieren, sondern auch ihre Interaktionen mit anderen KI-Agenten.

Koordinationsfehler, Endlosschleifen, Prioritätenkonflikte oder sogenannte „Koalitionen“ von Agenten, die unbeabsichtigt eine bestimmte, identische Strategie verfolgen, sind dabei ein paar der möglicherweise auftretenden Probleme.

Agentenmanagement in Unternehmen ist somit nicht nur eine Frage des „richtigen Tools“, sondern eine Frage der unternehmerischen Agentenarchitektur zur Vermeidung riskanter Interaktionseffekte von KI-Agenten.

Vollautonome KI-Agenten als Ziel?

Wenn man nun bedenkt, dass wir uns mit KI-Agenten auf ein völlig neues Terrain begeben, ohne sowohl die Risiken von einzeln agierenden als auch von gemeinsam agierenden Agenten erfassen oder absehen zu können, dann müssen wir uns eine Frage stellen: Wollen wir wirklich zum jetzigen Zeitpunkt schon vollautonome Agenten entwickeln?

Denn je größer der Handlungsspielraum solcher Agentensysteme ist und je wenig absehbar die Risiken dabei sind, desto schwerer lassen sich eben diese Risiken wie Missbrauch, Zielverschiebung oder unerwartete Nebenwirkungen kontrollieren.

Was passiert beispielsweise, wenn KI-Agenten unerwartet Dateien löschen, Daten verschieben oder Konfigurationen verändern, weil die gestellten Vorgaben zu unpräzise oder die Systemgrenzen zu schwach definiert waren?

Begrenzte Autonomie statt unbegrenztes Risiko

Schon heute ist, wie ich aus eigener Beobachtung sagen kann, das Problem in Unternehmen das Abbilden von Prozessen in einer Art und Weise, dass diese Prozesse von einem KI-Agenten übernommen werden können.

Was passiert denn, wenn diese ungenau erfassten Prozesse einem Agenten übergeben werden? Governance und Risikomanagement müssen erst entwickelt und implementiert werden, bevor eine Übergabe von Aufgaben an KI-Agenten erfolgt.

Wichtig ist mir an dieser Stelle zu erwähnen: Mir geht es nicht darum zu proklamieren, dass der Einsatz von KI-Agenten auf immer und ewig zu gefährlich ist. Das kann ich gar nicht absehen, wie niemand sonst auch.

Was ich aber sage ist, dass es derzeit erst einmal darum gehen sollte, KI-Agenten mit einer Art „begrenzten Autonomie“ auszustatten, basierend auf klar umrissenen Aufgaben mit entsprechenden Eingangs- und Ausgangsbedingungen, definierten Stopp-Kriterien und nachvollziehbaren, überprüfbaren Entscheidungswegen. So können die Mitarbeitenden den Umgang und die Risiken von Agenten besser verstehen und einordnen.

KI-Verordnung als Gestaltungsrahmen

Und noch etwas sollte bedacht werden: 2026 tritt die vollständige Anwendung der KI-Verordnung der Europäischen Union in Kraft, mit entsprechenden Pflichten, Leitlinien und Strukturvorgaben für den Einsatz von Künstlicher Intelligenz in Unternehmen.

Dieser regulatorische Rahmen wird oft als Bürde, als überzogene Einschränkung und Bremsmechanismus gesehen. Und ja, man kann über den Sinn und Unsinn der Inhalte der KI-Verordnung streiten – muss man sogar.

Mit Blick auf KI-Agenten könnte man aber auch sagen: die KI-Verordnung bietet Orientierung für gute Prozessgestaltung. Denn wer Agenten so baut, dass Entscheidungen nachvollziehbar sind, Datenflüsse dokumentiert werden, Risiken systematisch bewertet und Kontrollpunkte definiert sind (was die Idee hinter den Regelungen der KI-Verordnung ist), erfüllt nicht nur Pflichten, sondern schafft Vertrauen bei Kund:innen, Mitarbeiter:innen und Partner:innen.

Vision 2026+: Gemischte Teams aus Menschen und Agenten

Blicken wir auf 2026 und über dieses Jahr hinaus, dann kann man erahnen, dass der Einsatz von KI-Agenten weit über reine Produktivitätszuwächse hinausgehen wird.

Wenn KI-Agenten zunehmend eigenständiger werden, wenn neue Rollen für ihre Gestaltung und Überwachung entstehen und wenn Multi-Agenten-Systeme zu einer Art digitalem Betriebssystem für Unternehmensprozesse werden, dann verschiebt sich die Frage, wie wir Unternehmen mit einer digitalen Hybridbelegschaft überhaupt definieren.

Für Unternehmen könnte das bedeuten, sich nicht nur zu fragen, welche Jobs durch den Einsatz von KI-Agenten wegfallen könnten, sondern zu beginnen, ihre Unternehmensorganisation aktiv um diese neuen Möglichkeiten herum zu gestalten.

Welche Aufgaben sollten bewusst beim Menschen bleiben, weil sie Urteilsvermögen, Kreativität, soziale Kommunikation oder echte Verantwortung erfordern? Welche Aufgaben lassen sich so strukturieren, dass Agenten sie zuverlässig übernehmen können?

Und wie sieht Führung aus, wenn ein Teil des Teams keine Menschen, sondern Systeme sind, die trotzdem Ziele, Regeln und Feedback brauchen?

KI-Agenten als Spiegel für Strukturen

Wird über den Einsatz von KI-Agenten diskutiert, dann geht es meistens um schnellere Prozesse, weniger Routinearbeit, bessere Daten. Mindestens genauso wichtig sind jedoch die Fragen, die Agenten an uns zurückspiegeln: Wie organisieren wir Verantwortung in Systemen, in denen Entscheidungen nicht mehr nur von Menschen getroffen werden?

Welche Rollen, Fähigkeiten und interne wie externe Regulierungen brauchen wir, um Agenten sinnvoll zu führen und robuste, vertrauenswürdige agentische Systeme aufzubauen?

2026 wird nicht das Jahr werden, in dem KI-Agenten Menschen ersetzen. Ich denke vielmehr, es wird das Jahr werden, in dem Unternehmen lernen, mit ihnen zusammenzuarbeiten.

Wer jetzt beginnt, eine Art unternehmerisches Agenten-System zu entwerfen, mit klaren Prinzipien für begrenzte Autonomie, Verantwortlichkeiten, Strukturen und Überwachung, verschafft sich einen Vorsprung, der über KI-Agenten als simple Werkzeuge hinausgeht.

Denn die eigentliche strategische Ressource der nächsten Jahre ist nicht der nächste Agent selbst, sondern die Fähigkeit, ihn sinnvoll und nutzbringend in die Unternehmensprozesse einzubetten.

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Der Winter naht: Heizkosten sparen mit smarten Thermostaten

15. Oktober 2025 um 11:28
Avm, Smart Home, Heizung, Thermostat, heizen, Heizkörper, Fritz!Dect 302 Smarte Thermostate für Heizungen stehen hoch im Kurs, da wegen hoher Kosten für Gas und Strom viele Haushalte an ihren Spar­kon­zepten festhalten. Mit ihnen wird das Smart Home sinnvoll aus­ge­baut und im besten Fall können Heizkosten gesenkt werden. (Weiter lesen)
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